Let’s dance again – aber erst in Gedanken.

Text Philipp Gmür Illustration Kornel Stadler
Die Regeln zur Eindämmung der Pandemie bringen derzeit viel Vertrautes durcheinander. Die Büroräume stehen leer. Wir werden aufgefordert, zu Hause zu bleiben. Aus dem privaten Rückzugsort soll ein Arbeitsplatz werden oder ein Lernstudio. Das Kinderzimmer dient als Homeoffice, ausgestattet mit Teddybären und Playstations anstelle von Flipcharts und Korpussen. Das Esszimmer wird umfunktioniert für Home-Schooling, und im Ernstfall harrt ein Elternteil im Schlafzimmer in der Quarantäne aus…
Und bei all dem gilt «big brother is watching you». Arbeitskollegen begegnen sich via Videokonferenz und erspähen so einen Blick in die unaufgeräumte Küche oder wundern sich über das verwaschene T-Shirt als neue Berufskleidung.
Unsere Tochter musste sich mit dem eigenen iPhone filmen, als sie zu Hause ihre Uni-Prüfungen auf dem Laptop absolvierte. Einer der Söhne bekam Besuch von der Polizei, als er im Spätsommer bei uns im Garten eine Day Dance Party veranstaltete. Angeblich wegen zu viel Lärm – das Fest wurde aufgelöst… Manche Familienangehörige gehen sich ob des ständigen Zuhauseseins auf die Nerven und sehnen sich nach «Social Distancing». Die Studentin freut sich auf den Hörsaal und der Partygänger auf offene Nachtclubs. «Verkehrte Welt» auch bei Helvetia: Viele, die sich früher nach einem langen Arbeitstag auf einen geruhsamen Abend zu Hause freuten, entfliehen jetzt dem Daheim gerne für ein paar Stunden konzentrierte Arbeit im Büro und den Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen. Wer statt im Homeoffice oder unterwegs im mobilen Büro wieder einmal an einem Arbeitsplatz sitzt, darf sogar die Maske ausziehen! Uff!
Herzlich, Philipp Gmür
viva. aufbauen.