«Die Digitalisierung verschafft Helvetia France einen Wettbewerbsvorteil», so Vincent Letac, CEO Frankreich.
Technisierung und Mut sind gefragt.
Helvetia France wandelt sich: Von einer reinen Seefracht- und Transportversicherung hin zur Partnerin für KMU. CEO Vincent Letac will, dass bis in fünf Jahren beide Sparten gleich stark sind. Das ist ambitioniert – aber die Weichen sind gestellt.
Text Samantha Pelfresne Foto Arnaud Tinel
Wo stehen Sie heute in Bezug auf die Umsetzung der Strategie helvetia 20.20?
Unser Ziel war es, uns über Diversifikation zum Multispezialisten zu entwickeln, der KMU und kleinen Midcap-Unternehmen in der IARD-Versicherung (Feuer, Unfälle, verschiedene Risiken) beratend zur Seite steht. Seit fünf Jahren weitet Helvetia France ihr Angebot um eine Branche pro Jahr aus: Fine Art, Baugewerbe, Technische Risiken/Maschinenschäden, 2019 Ausweitung der Sachschäden. 2020 haben wir eine Unternehmenshaftpflicht sowie eine Verkehrshaftpflichtversicherung eingeführt, um Deckungslücken bei unseren Kunden aus dem Transportbereich zu schliessen.
Wie hat sich die Transport- und Seefracht-Branche in den letzten Jahren verändert?
Bis ins Jahr 2018 konnten wir unter den damaligen Zeichnungsbedingungen kein gesundes Wachstum mehr erzielen. Seither hat der Markt zu einer verhältnismässigeren technischen Basis zurückgefunden, die uns neue Perspektiven eröffnet. Als Branchenführerin verfügt Helvetia France heute über 20% Marktanteil und hat in den beiden letzten Geschäftsjahren einen gesunden Zuwachs von 10% erzielt. 2018 haben wir in London ein Büro eröffnet, da sich auch dort eine Marktumkehr abzeichnete, die wir nutzen wollten. Der Umsatz mit der Versicherung von Schiffen betrug EUR 15 Millionen. Dank der Eröffnung unserer Niederlassung in Dakar können wir nun seit Kurzem auch unseren Kunden in Ostafrika (CIMA-Zone) Rückversicherungsleistungen anbieten.
Welches sind die Stärken von Helvetia France?
Kundennähe, Reaktivität und Technisierung. Die hohe Qualität unserer Informationssysteme erlaubt uns zudem eine gezielte Feinabstimmung unseres Portfolios. Die flexible Anpassung an die verschiedenen Entwicklungen im Markt wurde uns durch unsere Agilität erleichtert.
Frankreich ist in fast allen Weltregionen im Transport- und Seefrachtgeschäft tätig. Welche Rolle spielt dabei die Digitalisierung?
Die Digitalisierung verschafft Helvetia France einen Wettbewerbsvorteil. Das Homeoffice erleichtert die Rekrutierung und erhöht die Lebensqualität der Mitarbeitenden, die Entwicklung von Lösungen für das Internet der Dinge dient der Verbesserung des Risikomanagements und die Extranet-Portale für die Makler erleichtern das Underwriting, das Vertragsmanagement und die Abwicklung der Schadenfälle. Und dank unserer Video-Beratung können wir jeden Schadenfall weltweit begutachten, ohne vor Ort zu sein.
«Die Flexibilität unseres Angebotes und die unermüdliche Suche nach neuen Chancen sind Teil unserer DNA.»
Sie haben bereits neue Branchen spezifisch für Geschäftsversicherungen in Ihr Portfolio aufgenommen. Welche weiteren Massnahmen werden Sie ergreifen, um Ihr Angebot noch weiter auszubauen und sich als führende KMU-Versicherung zu etablieren?
Wir müssen nun unser gesamtes Angebot für Unternehmen konsolidieren. Dies bedingt die Sicherung des hohen Qualitätsniveaus unseres Angebots für Vermittler und Versicherte und die Akquisition neuer Vermittler.
Helvetia France entwickelt sich gerade von einer Seefracht- zu einer KMU-Versicherung. Wie weit ist dieser Wandel bereits fortgeschritten?
Die Steigerung des Umsatzes und die Wahrung der technischen Profitabilität unseres Portfolios sind Zeichen dieser erfolgreichen Transformation. Unser Umsatz ist von EUR 200 Millionen im Jahr 2018 auf EUR 315 Millionen im Jahr 2020 angestiegen, unter Beibehaltung einer Combined Ratio von unter 95%. Die neuste Zufriedenheitsumfrage unserer Vermittler zeigt eine starke Verbundenheit mit Helvetia France mit einer Beteiligungsquote von 11% und einer aussergewöhnlich hohen Weiterempfehlungsquote von +34 (Net Promoter Score). 65% der Vermittler haben zudem angegeben, dass sie ihre Zusammenarbeit mit Helvetia France intensivieren möchten.
Sie haben kürzlich Ihre Produktpalette um eine Verkehrshaftpflichtversicherung für Transportunternehmen erweitert. Welches waren dabei die grössten Herausforderungen?
Wenn man eine neue Branche hinzufügen will, bedingt dies natürlich die Rekrutierung diverser Spezialisten, u. a. in den Bereichen Underwriting, Vertrags- und Schadenmanagement bei allen regionalen Teams. Die Mitarbeitenden des Bereichs Business Development müssen in Bezug auf das neue Angebot geschult werden. Es muss ein neues Informationssystem eingerichtet werden im Hinblick auf die Tarifierung, das Vertragsmanagement und die Schadenmeldungen sowie eine branchenführende technische Steuerung. Dabei leisten alle Bereiche von Helvetia France ihren Beitrag und müssen sich untereinander abstimmen.
Auf welche der vier strategischen Prioritäten «Kunden-Convenience», «Passendes Angebot», «Profitables Wachstum» und «Neue Chancen» konzentrieren Sie sich?
Nach der Strategie helvetia 20.20, die der Erschliessung neuer Chancen gewidmet war, müssen wir uns jetzt auf ein profitables Wachstum konzentrieren. Hier sind Technisierung und Mut gefragt. Und da sind unsere Teams gut aufgestellt. Die Flexibilität unseres Angebotes und die unermüdliche Suche nach neuen Chancen sind Teil unserer DNA.
Wo wollen Sie im Jahr 2025 sein? Wie will Helvetia France auf dem Markt wahrgenommen werden?
Heute machen unsere Bereiche Seefracht, Transport und Autohaftpflicht zwei Drittel des Umsatzes von Helvetia France aus. Angesichts der besseren Wachstumsperspektiven in der IARD-Versicherung (Feuer, Unfälle, verschiedene Risiken) sollten wir bis in fünf Jahren ein Gleichgewicht der beiden Bereiche erreichen, mit einem Umsatz von nahezu EUR 400 Millionen. Wir werden die Beziehungen zu unseren Vermittlern weiterhin intensiv pflegen und unser Know-how der Versicherungsrisiken unserer Kunden weiter ausbauen.
viva. aufsteigen.