
Hilft Vielfalt bei der Identifikation?
Interview Michel Küng Foto Julia Wiesmann, St. Gallen und Helvetia
Wie wichtig sind die Identifikation, der Purpose und unsere Werte bei der Suche nach passenden Bewerbenden? Und wie viel Vielfalt strebt Helvetia überhaupt an? Senada Kadic, Co-Head Employer Branding Schweiz, kennt die Antworten.
Senada, du machst Employer Branding in der Schweiz. Zielst du mit deinen Massnahmen primär nach innen oder aussen?
Beides. Der Arbeitgeberauftritt war schon immer bewusst von Mitarbeitenden geprägt. Sie sind die Darsteller:innen in allen Videos, auf Fotos und in den Beiträgen auf Social Media. Die Sujets richten sich zwar primär nach aussen – um Bewerbende zu begeistern –, funktionieren jedoch genauso intern, weil die Mitarbeitenden ihre Kolleginnen und Kollegen wiedererkennen. Das wirkt sich stark auf die Identifikation aus.
Diverse Untersuchungen zeigen die Relevanz der Unternehmenskultur im Recruiting-Prozess. Inwiefern kannst du mit unserem helvetia.way Bewerber:innen begeistern?
Marke und Identifikation werden immer wichtiger. Das gilt nicht nur für das nächste Paar Sneakers, sondern auch für die Arbeitgeberin. Mitarbeitende sehen sich als interne Kundschaft und möchten auch emotional abgeholt werden. Deshalb muss das Arbeitgeberversprechen unbedingt authentisch sein und mit dem Purpose und unserer Performance-Kultur zusammenpassen. Wir haben das Arbeitgeberversprechen deshalb erst kürzlich überarbeitet. Für mich persönlich heisst Performance-Kultur übrigens wie am Marktstand: «Darf es noch ein bisschen mehr sein?»
Das heisst, es ist wichtig, dass man sich mit seinem Arbeitgeber identifizieren kann?
Absolut. Sich wohlfühlen, sich selbst sein, sinnvolle Arbeit machen, psychologische Sicherheit: Das sind typische Nennungen bei Umfragen nach wichtigen Kriterien für eine Arbeitgeberin und um gute Leistungen zu erbringen. Helvetia glaubt, dass der Wohlfühlfaktor eine zentrale Rolle spielt. Genau deshalb ist Flexoffice für uns so wichtig. Der Mix aus Homeoffice, Büro und unterwegs wirkt sich positiv auf die Arbeitsleistung und Zufriedenheit unserer Mitarbeitenden aus. Zudem sind die Menschen zuhause meist authentischer. Und die Möglichkeit, dass Teams selbst entscheiden können, welchen Mix sie bevorzugen, ist ein wesentlicher Mehrwert gegenüber anderen Unternehmen.
Arbeiten bei Helvetia – unser Versprechen.
Das Team Helvetia ist gemeinsam da, wenn es darauf ankommt. Wir sind Menschen, auf die man sich verlassen kann. Die einander unterstützen und sich füreinander einsetzen. Die einander fordern und fördern. Die begeistern und sich begeistern lassen. Für neue Perspektiven und ambitionierte Ziele. Unsere Basis? Ein vertrauensvolles und flexibles Arbeitsumfeld. Für die Vielfalt von Lebensentwürfen und Kundenerwartungen. So gestalten wir gemeinsam die Zukunft. Als Team Helvetia. &Los!

Senada Kadic, Co-Head Employer Branding Schweiz
Nicht alle tragen Anzug oder Blazer. Stellen wir Menschen, die auf den ersten Blick nicht dem Versicherungsklischeetyp entsprechen, gar nicht ein?
Doch, natürlich! Der Kleiderstil hat keinen Einfluss; in den Gängen von Helvetia sieht man auch viele lockerer gekleidete Kolleginnen und Kollegen. Wir schauen vor allem auf die Fähigkeiten, die jemand mitbringt. Zudem sind Softskills wie zum Beispiel Empathie oder Leadership-Fähigkeiten sehr wichtig. Und wir achten stark auf das persönliche Entwicklungspotenzial der Person. Unsere Vielfaltsstrategie ist inklusiv und ganzheitlich.
Und wie gross ist der Einfluss der Vielfalt auf die Kultur?
Unterschiedliche berufliche und persönliche Hintergründe bringen unterschiedliche Perspektiven ins Unternehmen. Das fördert die Innovationskraft. Der positive Einfluss von Vielfalt ist also unbestritten. Es bringt teilweise jedoch auch Reibung, weil nicht alle damit gleich gut klarkommen. Das muss man berücksichtigen. Helvetia ist schon sehr vielfältig, nicht aber in Führungspositionen. Wir brauchen unbedingt mehr Frauen und jüngere Personen in der Führung.
«Unterschiedliche berufliche und persönliche Hintergründe bringen unterschiedliche Perspektiven ins Unternehmen.»
Wie sprecht ihr diese Zielgruppen an?
Wir fahren spezifische Kampagnen für Frauen, für Junge, für IT-Affine und so weiter. Wir nutzen dafür alle Kanäle, von Social Media über Newsletters bis zu Events und Performance Marketing. Und AI wird uns dabei helfen, unsere Massnahmen mit weniger Aufwand weiter zu personalisieren. Ich freue mich darauf.
Wenn Helvetia ein Tier wäre, welches wäre sie und wieso?
Helvetia wäre eine Jagdhündin. Hunde sind vertrauenswürdig, lieb und bringen die beste Seite eines Menschen zum Vorschein. Und Jagdhunde im Speziellen verfolgen effizient ihr Ziel. Das passt super zu «meiner» Helvetia.


Kurioses zur Identität
Schwarz oder weiss?
Obwohl von weisser Hautfarbe identifiziert sich Rachel Dolezal als Afroamerikanerin mit afrikanischen Wurzeln. Sie war unter anderem Präsidentin der Spokane NAACP (National Association for the Advancement of Colored People) – normalerweise eine von Afroamerikanern besetzte Position. 2015 erklärten ihre Eltern öffentlich, dass sie tatsächlich weiss sei. Dies führte zu einer Debatte über Identität, Rasse und kulturelle Aneignung. Sie verlor ihren Job, beharrt aber bis dato auf ihrer afroamerikanischen Identität mit den Argumenten, dass Rasse ein soziales Konstrukt sei und sie sich unabhängig von ihrer biologischen Abstammung als schwarz identifizieren könne.