Die Sonnenseite des Lebens.

Text Philipp Gmür Illustration Kornel Stadler

Der Sommer 2019 war einer der sonnenreichsten seit Messbeginn im Jahr 1864. Das hat auch zu guten, teils zu Rekordumsätzen in unseren Freibädern geführt. Allerdings hat sich ein Bademeister beklagt: Die Saison wäre noch besser ausgefallen, wenn die Wettervorhersagen von meteo Schweiz verlässlicher mehr Sonne als Wolken und Regen angekündigt hätten.

In der Schweiz funktioniert die Infrastruktur: sauberes Wasser, gute Verkehrsverbindungen, grosse Auswahl an hier produzierten oder importierten Nahrungsmitteln, Schulen, Gesundheitsversorgung, ein Leben in Sicherheit … Vieles davon schätzt man wohl erst dann (wieder), wenn man es auch einmal anders erlebt hat, auf Reisen oder bei längeren Auslandsaufenthalten.

Unsere Lebensqualität besteht heute oftmals darin, der schon fast übermässig zivilisierten und organisierten Welt für Momente zu entfliehen, im Wissen darum, jederzeit zu ihr zurückkehren zu können. Reiseangebote aller Art in ferne Länder und Kulturen boomen. Es hört sich schon fast abenteuerlich an, wenn man sich unter Freunden erzählt, zwei Tage lang nicht geduscht zu haben oder eine Woche lang abgeschnitten zu sein vom Internet und Smartphone-Empfang.

Zuhause können wir uns den Luxus leisten, uns über Lappalien aufzuregen: den Nachbarn, der die Hecke immer noch nicht geschnitten hat; unaufgeräumte Kinderzimmer; unzählige Verkehrsbaustellen; verspätete Zugsankünfte; fremde Körpergerüche in Tram, Bus und Lift. Oder eben: über angeblich zu pessimistische Wettervorhersagen.

Herzlich, Philipp Gmür

viva. leben.