Oldie but Goldie.
Rund 1,5 Millionen Pensionierte leben in der Schweiz und machen somit beinahe einen Fünftel der ganzen Schweizer Bevölkerung aus. Die Senioren besitzen oftmals Wissen und Fähigkeiten, die sie nicht mehr anwenden können. Ihr Erfahrungsschatz darf aber nicht einfach so brachliegen: Das hat sich Alexis Weil, Gründer und CEO von «seniors@work», gedacht – und hat etwas dagegen unternommen.
Text Philomena Koch Fotos Daniel Bossart
Im Jahr 2018 gründete Alexis Weil als damaliger Wirtschaftsstudent in Finance und Accounting das Startup «seniors@work» in Basel. «Als junger Mensch setzte ich mich nie richtig mit dem Thema Rente und Pension auseinander. Als mein Vater in Pension ging, änderte sich das: Mir wurde bewusst, dass er sowohl viele Erfahrungen und Fähigkeiten besitzt, als auch körperlich und geistig fit ist. Es gab jedoch keine einfach bedienbare Plattform, um dieses Know-how weiterhin einzusetzen», erklärt Alexis Weil. So entstand die Idee zum Startup «seniors@work».
Was bedeutet Lebensqualität für Sie?
«Einer sinnvollen Aufgabe nachzugehen, die man gerne macht, und dabei die Freiheit zu haben, sich die Aufgabe passend einzuteilen und genügend Platz für Freizeit zu haben.»
Lebensqualität für Arbeitsfreudige
Alexis Weil entwickelte eine Plattform, auf der Pensionierte ab 60 Jahren Stellen suchen und Auftraggeber Arbeitseinsätze inserieren können. Damit sollen Wissen und Erfahrung von älteren Menschen der Gesellschaft erhalten bleiben. Dies fördert gleichzeitig den Austausch zwischen Jung und Alt.
Alexis Weil ist überzeugt, dass die Generationen viel voneinander lernen können. Eine Einschränkung der Aufgaben gibt es dabei nicht: Auf der Plattform inserieren sowohl Privatpersonen als auch KMUs oder Start-ups – gesucht wird alles von Unterstützung bei der Kinderbetreuung über Gartenarbeit bis hin zu Coaching im Finanz- und Administrationsbereich. Für Alexis Weil ist das eine klare Win-Win-Situation: «Auf der einen Seite erhalten die Senioren eine Beschäftigung und zusätzliche Lebensqualität. Auf der anderen Seite hat der Auftraggeber eine motivierte Arbeitskraft, die sich zeitlich flexibel dieser Aufgabe widmen kann und viel Erfahrung mitbringt.»
Familienprojekt «Start-up»
Tatkräftig beraten wird Alexis Weil von seinem Vater, Ralph Weil. Der ehemalige Finanzchef steht seinem Sohn zur Seite und unterstützt ihn mit seiner langjährigen Erfahrung. Er hat schon einige Aufträge über die Plattform «seniors@work» ausgeführt und so neue Menschen kennengelernt. «Hauptsächlich nehme ich Jobs im Bereich Buchhaltung und Finanzberatung an. Da kenne ich mich aus. Besonders freut es mich jeweils, wenn ich am Ende ein Erfolgserlebnis habe», so Ralph Weil.
Das Gehalt vereinbaren die Senioren selbst mit dem Auftraggeber. Da die meisten Pensionierten aus Passion und Spass eine Beschäftigung suchen und nicht primär aus finanziellen Gründen, erwarten sie je nach Auftrag nur einen symbolischen Beitrag.
Ralph Weil
Geburtsjahr: 1952
Geburtsort: Basel (BS)
Gelebt in: Basel, Israel, beruflich in 60 Ländern unterwegs
Am Puls des demografischen Wandels
«seniors@work» vermittelt aktuell Jobs an rund 1200 Rentnerinnen und Rentner. An Pause denken Vater und Sohn noch lange nicht. Die Jubiläums-Kickbox , die sie 2018 an der Jubiläums-Pitch Session von Helvetia gewonnen haben, bestätigte ihnen, dass sie mit ihrer Idee auf dem richtigen Weg sind.
Diesen wollen sie unbedingt weiterverfolgen. Ihr Ziel: «seniors@work» sowohl in der ganzen Schweiz als auch international bekannt machen und Aufträge vermitteln. Vater Ralph Weil hat keine Zweifel am Erfolg des Start-ups: «Die Lebenserwartung steigt kontinuierlich und besonders mit der ‹Babyboom-Generation›, die in einigen Jahren pensioniert wird, steigt die Nachfrage.» So freuen sich die beiden auf neue Herausforderungen und das weitere generationenübergreifende Arbeiten.
seniors@work in der TV-Show «Die Höhle der Löwen»
Sehen Sie sich hier den Fernsehauftritt von Alexis vor den «Löwen» an.
viva. leben.