Zwischen Traum und Wirklichkeit.
Sie hat etwas nie Dagewesenes an sich, die Malerei von Bisso Yann Stéphane. Und doch können wir uns als Betrachter:innen irgendwie in diese traumhaft anmutenden Landschaften hineinversetzen; ganz so, als wären sie als Momente in unserer Erinnerung verankert, die wir nicht mehr vollständig zu identifizieren vermögen.
Text Hannah-Sophïa Reinhard Fotos Marko Mijatovic, Winterthur
Bisso Yann Stéphane (*1998) hat – entgegen seinem Kindheitstraum, Ralleyfahrer zu werden – Visual Arts (MA) an der HEAD – Genève studiert. 2023 gewann er den Helvetia Kunstpreis, welcher unter anderem mit der Möglichkeit einer Solopräsentation an der Liste Art Fair Basel 2024 dotiert ist. Ausserdem konnte er sich für den diesjährigen Kiefer Hablitzel | Göhner Kunstpreis qualifizieren, der im Juni im Rahmen der Swiss Art Awards verliehen wird.
Die rhythmische Bildsprache des Künstlers bewegt sich im Spannungsfeld zwischen dem Bekannten und dem Ungewissen und eröffnet gleichzeitig einen dritten Raum des Imaginierten und Fantastischen. Es ist diese Zwischendimension, in der sich für Bisso Yann Stéphane nicht nur Fragen zu diasporischen Existenzen auftun, sondern auch die Suche nach seiner eigenen hybriden Identität. Zwischen Europa und Afrika hin- und herpendelnd, ist die Biografie des Künstlers massgeblich geprägt von multikonfessionellen und multiethnischen Umfeldern. So verschmelzen die unterschiedlichsten Orte, Zeiten und Erfahrungen in Bisso Yann Stéphanes Malerei.
Der Modus des Traumhaften fungiere dabei als eine Art «Schmelztiegel für die Vorstellungskraft », wie es der Künstler selbst nennt. Der Faktor des Unkontrollierbaren und Geheimnisvollen spiele in seinem kreativen Prozess eine erhebliche Rolle: «Mir gefällt die Vorstellung, dass es Geheimnisse jenseits von mir gibt, auf die ich selbst keine Antwort habe.» Es sind vor allem die wiederkehrenden Träume, die Bisso Yann Stéphane in seiner Kunst erfahrbar macht. So erscheinen Themen wie Trauer, Driften und Migration immer wieder als visuelle Metaphern in seinen melancholisch anmutenden Gemälden und schlagen die Brücke vom Persönlichen zum Gesellschaftlichen. Das Interesse des Künstlers für das Traumhafte findet seinen Ursprung in seiner Liebe zu japanischen Animes, deren traumhafter Realismus ihn seit der Kindheit zu faszinieren vermag. Vielleicht ist es die gleiche Faszination, die auch wir verspüren, wenn wir vor einem seiner Werke stehen.
Welchen Traum willst du dir noch erfüllen?
Bisso Yann Stéphane träumt von einer Begegnung mit dem kürzlich verstorbenen japanischen Manga-Zeichner Kentarō Miura.


Schwarz-weiss
Etwa 12 % der Menschen träumen in Schwarz-weiss. Seltener sind dies Menschen unter 25 und häufiger Menschen über 55. Unter Umständen hat es etwas damit zu tun, ob man in seiner Kindheit in Schwarz-weiss ferngesehen hat.