PS – Passion Sportwagen.
Mit Geschwindigkeit kennt er sich aus: Fredy Lienhard war jahrelang Rennfahrer und ist heute Inhaber einer der schönsten privaten Autosammlungen der Schweiz. viva hat seine Ausstellung besucht.
Text Sarah Büchel Fotos Anna-Tina Eberhard, St. Gallen
«Setzen Sie sich ruhig hinein», sagt Fredy Lienhard, Inhaber der Autobau Erlebniswelt in Romanshorn. Wir stehen vor einem knallorangen Porsche 911 S Targa aus dem Jahr 1971. Anna-Tina, welche mich bei meinem Besuch begleitet und Fotos macht, und ich steigen ehrfürchtig ein. Wir sind sorgfältig darauf bedacht, keinen Kratzer im auf Hochglanz polierten Lack zu hinterlassen. Als sich die Türen schliessen, ertönt ein metallisches Klacken – ganz anders als bei den Autos aus diesem Jahrtausend. «Hören Sie das? So hört sich Freude an», sagt Fredy Lienhard. Wir sind ganz seiner Meinung.
«Hören Sie das? So hört sich Freude an.»
Rasant unterwegs
Fredy Lienhard ist nicht nur passionierter Autosammler, sondern war jahrzehntelang selbst ein international erfolgreicher Rennfahrer. Das Highlight und gleichzeitig den grössten Erfolg seiner Karriere bildete der Sieg des 24-Stunden-Rennens von Daytona im Jahr 2002. Dieses Langstrecken-Rennen ist eines der wichtigsten der Welt und erfordert ein hohes Mass an Ausdauer.
Sein letztes Rennen fuhr Fredy Lienhard in Silverstone an seinem 61. Geburtstag – einen Tag, nachdem ihm seine Tochter offenbarte, dass sie ihr erstes Kind erwarte. «Das war der perfekte Abschluss meiner Karriere. Als Grossvater fährt man keine Rennen mehr, dachte ich mir damals», erzählt er mir. Ganz abgeschworen hat er der Geschwindigkeit aber noch nicht. Hin und wieder nimmt er Personen auf eine Passagierfahrt auf Rennstrecken wie Monza oder dem Red Bull Ring mit und lässt sie die g-Kräfte spüren, welche zum Beispiel beim schnellen Kurven-Fahren auf den Körper wirken.
Die Freude am Auto
In seiner Sammlung in Romanshorn können Autoliebhaber:innen das Siegerauto von Daytona bestaunen, aber auch andere Prachtstücke, die Fredy Lienhard im Laufe seiner Karriere teilweise selbst gefahren oder sogar selbst gebaut hat. Insgesamt sind in der Sammlung stets rund 120 Klassiker, Sportwagen, Supersportler und Rennautos zu sehen. Die Sammlung entwickelt sich stets weiter. Neue Autos kommen hinzu, andere werden verkauft.
Bei den Neuzugängen verfolgt Fredy Lienhard keine konkrete Strategie: «Im Vordergrund steht die Freude am Auto», sagt er. Privat fährt er vor allem Porsches, und auch in der Ausstellung sind einige Autos der deutschen Firma zu finden. Kein Wunder, denn Porsche ist seine Lieblingsmarke.



Einzigartige Schätze
Alle Autos von Fredy Lienhard sind bei Helvetia versichert. Die grösste Gefahr für die Fahrzeuge stellt Feuer dar. Um dieses Risiko möglichst zu minimieren, ist die Ausstellung in verschiedene Abschnitte unterteilt, welche im Brandfall durch Feuerschutztüren abgeriegelt werden können. Trotzdem: In jedem Abschnitt stehen zwischen 15 und mehreren Dutzend Kostbarkeiten. Viele davon sind Sonderanfertigungen, Erinnerungsstücke und Unikate. Klar also, dass diese kaum ersetzlich sind und der emotionale den finanziellen Wert übersteigt. Einen grossen Schaden hatte Fredy Lienhard in all den Jahren glücklicherweise noch nie. Ich drücke ihm die Daumen, dass dies so bleibt.
Welchen Traum wollen Sie sich noch erfüllen?
Viel Wert heisst immer auch viel Verantwortung. Ich möchte die Sammlung meinen Kindern und Enkelkindern übergeben und sie befähigen, gut mit dieser Verantwortung umzugehen.

Gewusst?
Fredy Lienhard war acht Jahre lang im Verwaltungsrat von Helvetia und hat die heutige Lista Office Group aufgebaut. In diesem Zusammenhang gab er der damaligen Helvetia Feuer vor 40 Jahren bereits einmal ein Interview für ihr Magazin. Den Artikel könnt ihr hier lesen.