Jung, frei und mutig.
Die drei Schweizer Startups «Adresta», «KULT ART» und «Blumenpost» wollen die Uhrenindustrie, die Kunstbranche und den Blumenmarkt aufmischen. Im Interview mit viva erzählen fünf Jungunternehmer von steilen Lernkurven, täglichen Überraschungen und der Wichtigkeit von gemeinsamen Kaffeepausen.
Text Nina Eiber Fotos zVg.
Viele spielen mit dem Gedanken, selbständig zu werden. Nur wenige setzen die Idee um. Nicolas von Adresta, Joelle, Julia und Jan von Blumenpost sowie Carolina von KULT ART haben den Sprung gewagt, nachdem sie im Helvetia Innovationsprogramm «Kickbox» den ersten Preis ergatterten. Ein Geschäft von Null aufzubauen ist bereichernd, aufwendig, und riskant zugleich. Es ist aber genau diese Spannung und die Leidenschaft, welche unsere Jungunternehmer täglich antreibt, für ihre Idee die Extrameile zu gehen.
Wo etablierte Strukturen, fixe Arbeitsplätze und klare Hierachien fehlen, kommen Eigenverantwortung, Selbstführung und jede Menge Soft Skills zum Zug. Diese Qualitäten braucht es in jedem erfolgreichen Betrieb – darüber sind sich die Gründer und Gründerinnen einig. Man muss nicht acht Stunden pro Tag im gleichen Büro zusammensitzen um als Team zu funktionieren. Für den grossen Teil der operativen Zusammenarbeit reichen Tools wie Trello, Slack, Asana oder Whatsapp aus. Doch für die Verbundenheit, die Motivation und das Vertrauen im Team sind physische «Weeklys» unentbehrlich, so Carolina von KULT ART.
Die Selbstständigkeit verlangt eine Menge Zeit und Energie, ohne ein sicheres Einkommen, Planbarkeit oder Erfolgsgarantie zu bieten. Trotzdem haben unsere Jungunternehmer bewusst die stabilen Strukturen der Corporate Welt zurückgelassen, um in die Startup Szene einzutauchen. Mit Leidenschaft und Überzeugung erzählen sie von ihren Visionen und Zielen – aber auch von Hindernissen. «Es ist nicht leicht, den Markt zu überzeugen» berichtet Nicolas über seine Kundenakquise. Die meisten Luxusuhrenhersteller wollen keine Veränderung. Und genau das ist es, was Adresta mit seiner Blockchain Lösung verkaufen will.
Für Nicolas und die anderen Gründer sind solche Herausforderungen aber genau das Interessante an der Arbeit. «Man ist täglich mit neuen Situationen konfrontiert und muss auch schwerwiegende Entscheidungen treffen, ohne dass man jemanden um Rat fragen kann», erzählt Jan von Blumenpost. «Wenn der Kunde ein Problem hat, dann ist es unser Problem.» Das Feedback kommt sofort, direkt und unverblümt.
Gerade diese Echtzeitrückmeldungen aus dem Markt helfen den Unternehmern, sich und das Geschäft weiterzuentwickeln. «Ein Startup läuft konstant im Optimierungsmodus», sagt Carolina. «Strukturen und Prozesse sind ständig im Wandel.» Die Unternehmer passen an, reagieren auf Veränderungen und suchen nach Kompromisslösungen. Dass sogar eine Geschäftsidee grundlegend überdacht wird, ist keine Seltenheit. Die offene Haltung, Flexibilität und Freude am Lernen ist bei allen auffallend. Gerade in der Anfangsphase, sagt Nicolas, ist die Lernkurve extrem steil. Da für alle Befragten der Start ins Unternehmertum auch gleichzeitig ein Branchenwechsel bedeutete, mussten sie nicht nur Unternehmenserfahrung, sondern auch ein fundiertes Fachwissen in kurzer Zeit aufbauen. Ob die fehlende Branchenerfahrung kein Nachteil ist? «Auf gar keinen Fall!» finden alle. Erstens biete der neue Fachbereich grosse Lernchancen und zweitens ergäbe eine Anfängerperspektive ein unverwechselbares Produkt. «Unseren Kunden gefällt unser Produkt», sagt Jan über die Sträusse von Blumenpost – «sie sind wild, natürlich und unkonventionell.»
Adresta

Mit digitalen Zertifikaten will das Blockchain-Startup Adresta Vertrauen, Transparenz und neue Kundenerlebnisse bei Luxusuhrenkäufen schaffen. Die Zertifikate enthalten Informationen über Herstellung, Service und Weiterverkauf. Nicolas Borgeaud ist zuständig für Marketing, Finanzen und Legal.
«Jede Handlung, jede Entscheidung hat direkte Folgen und du alleine trägst die Verantwortung.»

Nicolas Borgeaud, Mitgründer und COO Adresta
Blumenpost

Masterstudenten Jan Neuenschwander, Julia Krieg und Joëlle Hersberger beliefern im Namen von Blumenpost frische, regionale und saisonale Blumen originell zusammengestellt und gebunden im Abo oder als Einzelsträusse an Firmen und Privatpersonen. Joelle ist zuständig für Marketing und Operations, Julia für Finance und Operations und Jan für Logistics und Technology.
«Ich wollte schon immer selber etwas aufbauen. Der Drang, umzusetzen, zu machen und auszuprobieren, ist Teil meiner Persönlichkeit.»
Joëlle Hersberger, Mitgründerin Blumenpost

KULT ART

Mit bezahlbaren, digital zugänglichen Anteilen an zeitgenössischen Kollektionen leitet KULT ART die Demokratisierung einer der elitärsten Anlageformen überhaupt ein. KULT ART richtet sich an junge, kulturinteressierte und technologieaffine Menschen, die nicht nur Rendite anstreben, sondern Kunst erleben und im Alltag geniessen möchten. Carolina Maertens ist verantwortlich für Unternehmensentwicklung und Marketing.
«Wenn wir etwas entscheiden müssen, geht das fünf Minuten.»
Carolina Maertens, Mitgründerin KULT ART
viva. unternehmen.