Falsch gedacht.
Das menschliche Gehirn mag, was es kennt. Und es arbeitet am liebsten mit bekannten Mustern. Weil zudem jede und jeder stereotype Bilder erlernt hat, haben Menschen unbewusste Vorurteile – im Englischen auch «Unconscious Biases» genannt. Diese führen dazu, dass man das Gegenüber falsch einschätzt. Reflexartig und ohne es zu wollen.
Text Melanie Frei Bild Unsplash, Milad Fakurian
Das Gehirn arbeitet effizient. Zum Beispiel greift es reflexartig und blitzschnell auf bekannte Muster zurück. Diese Muster sind wie Programme, ohne die wir niemals alle Informationen verarbeiten oder aktiv alle Entscheide treffen könnten. Die Effizienz hat allerdings einen Haken: Weil Menschen die gespeicherten Muster unbewusst nutzen, wirken sie auch, wenn sie von der bewussten Haltung abweichen. Kombiniert mit erlernten Stereotypen, beeinflussen sie unseren Alltag. Wem geht beim Lesen folgender Situationen ein Licht auf?
Geblendet?
Eloquent, gut angezogen, mit Bestnote abgeschlossen? Wir neigen dazu, Personen aufgrund eines herausragenden Merkmals generell positiver zu bewerten. Man nennt dies den Halo-Effekt: Die eine Top-Leistung ist wie ein Heiligenschein, der andere Eigenschaften überstrahlt und uns blendet.
Gleichbehandelt?
«Als Mami wird sie sich weniger für den Job engagieren.» Wenn du das schon mal gedacht hast, kennst du den «Mutterschafts-Bias». Er wirkt, wenn Frauen benachteiligt werden, weil sie Kinder haben oder in den nächsten Jahren eventuell bekommen. Dringend gesuchten Fachkräften wird so vielleicht der nächste Karriereschritt vorenthalten.
Weisst du’s wirklich besser?
Wir überschätzen unser eigenes Wissen systematisch und gehen davon aus, dass wir weniger anfällig sind für Denkfehler als andere («Blind Spot Bias»). Zudem neigen wir dazu, Informationen zu suchen und zu verwenden, die die eigenen Ansichten und Erwartungen bestätigen («Confirmation Bias»).
Typisch Frau, typisch Mann?
Ziehst du in bestimmten Situationen ein Geschlecht vor? Vielleicht assoziierst du unbewusst gewisse Eigenschaften mit verschiedenen Geschlechtern. Diesen Reflex nennt man «Gender Bias». Gendergerechte Sprache kann helfen, diese Stereotype zu überwinden.
Gestresst?
Mehr als 90 % unserer Wahrnehmungs- und Denkprozesse laufen unbewusst ab. Unser Hirn wirkt als Autopilot: Es navigiert uns mit Hilfe gespeicherter Muster durchs Leben. Ziemlich bequem. Bewusstes Denken hingegen ist anstrengend. Gestresst oder müde sind wir deshalb anfälliger für unsere Biases.
Jung und unerfahren?
«Er ist zu jung, um mit diesen anspruchsvollen Partnern eine Lösung zu finden.» Wenn du deinen 24-jährigen Kollegen aufgrund dieser Annahme nicht fürs Projekt nominierst, kann dies ein Fall von Altersdiskriminierung sein.
Erfahre hier mehr über verschiedene Biases und wie sie uns im Arbeitsalltag beeinflussen.