Klug ist, wer für sich selbst sorgt.
Vorsorgelücken drohen nicht nur bei Frauen. Marianne Kostur, Produktmanagerin bei der Beruflichen Vorsorge in Basel, kennt die Fallstricke der drei Säulen. Ihre Tipps sind Gold wert.
Text Andreas Notter Fotos Barbara Jung, Muttenz
Für viele Leute ist das Thema Vorsorge ein «Buch mit sieben Siegeln». Sie wissen nicht, dass der grösste Teil des eigenen Vermögens in der Pensionskasse steckt oder dass während des ganzen Berufslebens Vorsorgelücken drohen – nicht nur bei Frauen. Es geht um die Differenz zwischen dem finanziellen Bedarf im Ruhestand und dem Einkommen, das tatsächlich zur Verfügung steht. Und: Vorsorgelücken können in allen drei Säulen entstehen.
AHV einzahlen, auch wer nicht arbeitet!
Für eine volle AHV-Rente sind heute bei Männern 44 bzw. bei Frauen 43 lückenlose Beitragsjahre nötig. Pro nicht einbezahltem Jahr reduziert sich die Rente um einen Vierundvierzigstel. «Jede Person zwischen 21 und 65 (Frauen noch 64) ist AHV-beitragspflichtig, ob sie arbeitet oder nicht», betont Marianne Kostur. Dessen seien sich viele nicht bewusst, «denn die AHV ruft sie nicht an, wenn sie nicht einzahlen.»
Ungeliebter Koordinationsabzug
Die zweite Säule schliesst alle Personen aus, die nicht erwerbstätig sind. Aber auch Erwerbstätige können betroffen sein.
Wer weniger als 21’150 Franken verdient, ist nicht obligatorisch versichert. Nachteile haben ausserdem Geringverdienerinnen oder Teilzeitangestellte auf Grund des Koordinationsabzugs von zurzeit 25’095 Franken. Nur Saläranteile über dieser Summe sind überhaupt PK-versichert. «Weil mehr Frauen Teilzeit arbeiten, betrifft sie dieser Abzug viel stärker als Männer», so Marianne Kostur.
Erste und zweite Säule für 60 %
Bis zu einer Lohngrenze von rund 86’000 Franken sollen die erste und die zweite Säule nach der Vorstellung des Gesetzgebers rund 60 % des Lohnes abdecken. Bei Löhnen über dieser Grenze falle diese «Ersatzquote» systembedingt niedriger aus, so die BVG-Spezialistin. Die gute Nachricht: Pensionskassen können auch mehr tun und überobligatorische Sparmodelle anbieten, wie jene der Helvetia. «Die Gehaltsspanne geht in unserer Pensionskasse bis zur zehnfachen maximalen AHVRente von 286’800 Franken. Und: die Ansätze für die Altersgutschriften sind wesentlich höher und man hat sogar die Wahl zwischen zwei Sparplänen», erklärt Marianne Kostur.
«Die dritte Säule muss und wird an Bedeutung gewinnen.»
Hervorragende Leistungen der Helvetia PK
Überhaupt biete die Helvetia PK hervorragende Leistungen. «Es lohnt sich, unser PK-Reglement zu studieren, denn es gibt bei uns Bestimmungen, die gerade für Frauen sehr vorteilhaft sind. Etwa die prozentuale Angleichung der Eintrittsschwelle an das Teilzeitpensum. » Der Koordinationsabzug beträgt ein Drittel des Lohnes, maximal aber 25’095 Franken. Dieser Maximalbetrag wird ebenfalls entsprechend dem Beschäftigungsgrad festgelegt. Solche Lösungen würde sich Marianne Kostur für alle Pensionskassen wünschen, «aber die Politik tut sich schwer damit.»
Überlassen Frauen die Finanzen den Männern?
Auch die dritte, freiwillige Säule hänge an der Erwerbsarbeit. Und auch bei ihr seien die Frauen tendenziell im Nachteil, weil es ihnen wegen des oft geringeren Einkommens an den finanziellen Möglichkeiten fehle und zudem Lücken durch Erwerbsunterbrüche entständen. Und diese könne man heute nicht schliessen. «Leider sind bisher alle Vorstösse im Parlament für nachträgliche Einzahlungen gescheitert.» Marianne Kostur weiss, dass bedeutend weniger Frauen über eine dritte Säule verfügen als Männer.
Nicht nur dies: Die einbezahlten Gelder der Frauen sind deutlich geringer. «Studien zufolge haben Frauen oft weniger Affinität zu Finanzthemen und beschäftigen sich später als Männer mit der Vorsorge.»
Politik gefährdet unsere Systeme
Überhaupt hofft Marianne Kostur, dass das Parlament bald Lösungen findet für viele, längst nicht mehr zeitgemässe Regelungen in der Vorsorge. Sie stört sich etwa an der «Heiratsstrafe » in der AHV oder an der ungenügenden Berücksichtigung von Teilzeitarbeit in der beruflichen Vorsorge. «Reformen – wenn sie überhaupt durchkommen – dauern viel zu lange und verursachen immense Kosten durch Besitzstandsdenken. » Politiker wollten wiedergewählt werden und ersparten ihren Kreisen unangenehme Botschaften oder die Stimmbürger schauten nur für sich selbst. «So gefährden wir unsere Systeme und bleiben in alten Welten gefangen.»
Marianne Kostur befürchtet, dass es für die Herausforderungen in der Vorsorge so schnell keine Antworten geben wird. «Deshalb muss sich jeder und jede von uns die Frage stellen: Was kann ich persönlich für meine Vorsorge tun?» Eines ist für die BVG-Spezialistin klar: «Die dritte Säule muss und wird an Bedeutung gewinnen.»
Die BVG-Spezialistin Marianne Kostur beschäftigt sich seit bald 40 Jahren mit beruflicher Vorsorge, 25 Jahre davon bei Helvetia. Sie arbeitet heute im Produktmanagement Firmenkunden.
Gute Vorsorge ist wie ein Honigbrot: Die Basis bildet das Brot (erste Säule), das mit Butter (zweite Säule) geniessbar wird, und der Honig (dritte Säule) rundet das Ganze ab.