Oliver Wyttenbach (zweiter von links) freut sich, dass sein gesamtes Team voller Überzeugung hinter der Kooperation mit der Seeburg steht.
Ein Zeichen setzen.
Auf der Hauptagentur Interlaken wird soziales Engagement gross geschrieben. Alle zwei Monate arbeitet das gesamte Agentur-Team einen Tag lang bei der Seeburg mit, einer Institution für Menschen mit körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen.
Text Sarah Büchel Fotos Fabian Biasio, Luzern
Sie arbeiten in der Küche, in der Schreinerei, der Schneiderei oder basteln mit älteren Menschen Weihnachtssterne im Wohnheim: Das Team um Oliver Wyttenbach, Hauptagent in Interlaken, engagiert sich alle zwei Monate einen Tag lang bei der Seeburg, einem Ort, welcher Menschen mit Beeinträchtigungen wieder in die Arbeitswelt integriert.
Mit viel Offenheit und Humor begegnen. Zu Beginn des Engagements sei es eine soziale Gratwanderung gewesen, erzählt Oliver. «Wir möchten ein Zeichen setzen, dass man mit wenig Aufwand viel Gutes für eine Region und deren Einwohner:innen tun kann. Auf keinen Fall wollen wir dabei den Anschein erwecken, dass dies zu PR-Zwecken geschieht.» Die Sorge darüber war unbegründet. Die Reaktionen der Einwohner:innen und der ortsansässigen KMUBetriebe aus der Region sind überwältigend, sodass das Team von Oliver immer öfters auf sein Engagement angesprochen wird. Die Menschen in der Seeburg begegnen Oliver und seinen Mitarbeitenden mit viel Offenheit, Verständnis und Humor. Das Rezept sei einfach: den Menschen auf Augenhöhe begegnen.
Besonders gerne erinnert sich Oliver an das erste Mal, als einer seiner Mitarbeiter und er bei der Seeburg halfen, Uhrenboxen für Swatch zu falten. «Wir stellten rasch fest, dass wir beide wenig bis gar nicht begabt waren, Uhrenboxen in der gewünschten Präzision abzuliefern. Falls du in nächster Zeit also eine Swatch Uhr kaufen würdest und die Schachtel einen Mangel aufweist, ist die Chance gross, dass diese von uns stammt», lacht Oliver. «Umso schöner war es, dass uns die Bewohner:innen der Seeburg mit viel Verständnis und Geduld zu dem gewünschten Resultat verhalfen. Es wird oft gelacht – was beiden Seiten hilft, aufeinander zuzugehen.»
Soziale Barrieren einreissen Oliver wünscht sich, dass die Kooperation mit der Seeburg bekannt wird, damit mehr Firmen ähnliche Engagements zu pflegen beginnen. Denn: genug Ressourcen hätten viele. So erzählt er, dass auf der Agentur Interlaken für drei Monate eine Bewohnerin der Seeburg einen Teil ihrer KV-Lehre absolvieren werde.
Das ganze Team steht hinter diesem Vorhaben und ist bereit, zu unterstützen, damit die drei Monate zurück im «realen» Berufsleben ein voller Erfolg für sie werden. «Wir möchten uns nachhaltig in der Region engagieren und soziale Barrieren einreissen. Weitere Firmen dürfen gerne unserem Beispiel folgen. Jede und jeder verdient eine Chance, sich die beruflichen Wünsche zu erfüllen», sagt Oliver zum Schluss.
Seeburg
Die Seeburg in Interlaken verfolgt das Ziel, Jugendlichen und Erwachsenen mit psychischen, körperlichen und kognitiven Beeinträchtigungen eine berufliche Perspektive aufzuzeigen. Zur Umsetzung der berufsintegrativen Aufgaben führt die Seeburg in unterschiedlichen Branchen eigene Betriebe wie z. B. Hauswirtschafts-, Logistik- oder Betriebsdienste und bietet in diesen teilweise auch Lehrstellen an. Im Raum Interlaken unterhält sie zudem verschiedene Wohnhäuser für betreutes sowie teilautonomes Wohnen.