Experiment gelungen.
Die einen kommen frisch von der Uni und lechzen nach Herausforderungen, die anderen sind reifer und punkten mit ihrer Erfahrung. Der Erfolg versprechende Mix heisst Helvetia Consulting. Das «Unternehmen im Unternehmen» floriert, dies verraten die beiden Geschäftsführer Sandra Krucker und Andreas Bolzern.
Text Isabella Awad Foto Anna-Tina Eberhard, St. Gallen
Wer erinnert sich noch an das Projekt M.U.T., das der ehemalige «Helvetianer» Peter Bächtiger 2001 gründete? M.U.T. stand für «Mehr Unternehmertum ». Seine Idee zündete: Know-how bündeln, dieses in Projekten temporär zur Verfügung stellen und nach Aufwand verrechnen. Daraus entwickelte sich das erste «inhouse» Start-up – die Helvetia Consulting. «Dieser Spirit bleibt unsere DNA», sagt Andreas Bolzern, einer der Geschäftsführer 21 Jahre später. «Unsere Mitarbeitenden sind Unternehmer:innen – sie tragen das Risiko mit.»
Sie haben überall die Finger im Spiel
«Wir bewegen uns in den Kapillaren von Helvetia», sind sich Andreas und Sandra einig. Die beiden teilen sich die Geschäftsführung seit einem Jahr. Bei einem Kaffee sei die Zusammenarbeit zustande gekommen, lacht Sandra. Unkompliziert und schnell, wie das Konzept ihres Unternehmens. Die beiden CEOs investieren je 20 % in die Geschäftsführung. Ansonsten arbeiten sie und ihre Mitarbeitenden mit in Schlüsselprojekten wie IFRS oder ICOR. Neben dem Projektbusiness unterstützt Helvetia Consulting auch im Tagesgeschäft: zum Beispiel bei personellen Engpässen aufgrund von Mutterschaft oder mit Kurzeinsätzen, wenn es wieder mal mehr zu tun gibt, als Zeit vorhanden ist. Diese Kurzeinsätze laufen unter dem Namen HVC Hands – «Wir sind da, wenn es eine helfende Hand braucht. Dieses Angebot haben wir in nur drei Monaten entwickelt, aufgrund einer internen Anfrage», sagt Sandra. Wer wo eingesetzt wird, entscheide man je nach Projekt. «Es muss fachlich und persönlich stimmen», sagt Andreas. «Wir versuchen, jeden Auftrag zu erfüllen, vor allem gegenüber Helvetia, manchmal heisst das auch improvisieren oder für längere Projekte neu rekrutieren.»
Diversität ist Programm
Die heute rund 70 Mitarbeitenden an den Standorten St. Gallen und Basel sind im Alter zwischen 23 und 71. «400 Jahre Erfahrung», freut sich Andreas. 50 Studenten, pensionierte Helvetia Mitarbeitende, auch junge Trainees interessieren sich für eine Karriere in der Helvetia Consulting.
Dieses Arbeiten in immer neuem Umfeld mit neuen Themen erfordert Experimentierfreude, Flexibilität und Tempo im Verhalten und im Denken sowie Interesse am Versicherungsgeschäft, denn Helvetia ist die Hauptkundin der Helvetia Consulting. Die Mitarbeitenden leben eine Art «Generationenmodell»: Juniors profitieren von der Expertise und der Erfahrung der Seniors. Umgekehrt lernen Seniors neue Ansichten und Modelle kennen. «Im Idealfall arbeiten ein Junior und ein Senior gemeinsam in einem Projekt», sagt Sandra. Wer in der Helvetia Consulting erfolgreich ist, hat definitiv Unternehmergeist! Entlöhnt wird mit einem Basisgehalt und einem erfolgsabhängigen Lohn on top. Ein Senior bringt beim Start bereits eigene Projekte mit oder er akquiriert sie später.
Wissenspool pflegen
Die neuen Arbeitsformen spielen der Helvetia Consulting in die Karten. Der Austausch ist immer und unkompliziert möglich – über diverse Plattformen. «Unser Wissen zu teilen, gehört zur Firmenkultur», sagt Andreas. Zweimal im Jahr trifft sich das Team physisch, um den Zusammenhalt zu stärken. «Alle sechs Monate erhalten die Mitarbeitenden Feedback aus den Projekten, in denen sie mitarbeiten – das ist wertvoll», sagt Sandra. Andreas ergänzt: «Wir sind eine Kaderschmiede, je nachdem in welche Richtung sich eine Person entwickeln will, steuern wir die Projekte und die individuelle Weiterbildung.»
Die Zukunft ist jetzt!
2018 beschäftigte die Helvetia Consulting neun Mitarbeitende, inzwischen rund 70! «Die Sturm- und Drangzeit liegt hinter uns», sagt Andreas. «Strategisch möchten wir breiter werden, externe Mandate betreuen, Ausschau halten nach Kooperationen und das Thema Innovation vorantreiben.» Bezüglich Branche und der Art der Dienstleistungen sind sie offen. «Wir wollen uns am Puls bewegen, das heisst auch unser Handeln ständig weiterentwickeln », sagt Sandra. Das Portfolio beginnt sich zu füllen: Erste Consultants sind bereits auf externen Mandaten unterwegs. Klar, mit diesem Spirit werden weitere Aufträge nicht lange auf sich warten lassen.
HVC LAB
Die Helvetia Consulting betreibt in Basel ein LAB: Die inspirierenden Räumlichkeiten inmitten des historischen Quartiers an der Basler Papiermühle sind gedacht für Workshops und Meetings, bei denen ein «Tapetenwechsel» bereichert. Auch Kreativmethoden wie Design Thinking oder Lego Serious Play können dort gebucht werden, ebenso wie Apéros und Caterings. Die Räume stehen Helvetia Mitarbeitenden und Externen offen. www.hvc-lab.ch.
Silvesterbräuche aus aller Welt
Silvester in Portugal: Geldsegen
Die Portugiesen hoffen an der Schwelle zum neuen Jahr vor allem auf finanzielles Glück. Dazu halten sie um Mitternacht eine Münze in der Hand. Manche werfen den Groschen auch in den Hauseingang. Aber nur in den eigenen! Sonst geht der Geldsegen ins andere Haus. Die letzte Mahlzeit des Jahres darf auch hier kein Geflügel sein. Das Gute des neuen Jahres könnte davonfliegen.