Schütze, was dir lieb ist!
Der digitale Austausch ist Teil unseres Lebens – sich verweigern ist schwierig. Der Umgang mit Daten ist aber nicht nur dem eigenen Empfinden überlassen. Für Unternehmen und Privatpersonen gilt bei der Sammlung und Verwendung von Informationen über andere Personen das Datenschutzgesetz. Bei Helvetia hat Thomas Neumeier, Leiter der Fachstelle Datenschutz und Datenschutzbeauftragter, dieses immer im Blick.
Text Isabella Awad Illustration Jasmine Javet
«Es geht um die informationelle Selbstbestimmung», sagt Thomas Neumeier, Leiter Fachstelle Datenschutz. «Wir alle geben Informationen preis und dürfen uns wehren, wenn andere diese nicht korrekt, also wider das Datenschutzgesetz verwenden und uns damit in unzulässiger Weise diskriminieren oder benachteiligen.» Die Möglichkeit, sich zu wehren, existiert für das Individuum und in der Schweiz derzeit auch noch für Unternehmen. Helvetia muss die Privatsphäre ihrer Mitarbeitenden und ihrer Kundschaft wahren und darf Daten nur für bestimmte Zwecke und innerhalb der gesetzlichen Leitplanken verwenden. Datenbearbeitung darf, kann und soll daher nicht im Geheimen stattfinden.
Auf Insta public mit Standort
«Es ist interessant, wie viel die Menschen an einer Stelle preisgeben und wie bedroht sie sich an anderer Stelle fühlen», beobachtet Thomas Neumeier. Mit einem Klick gehen wir über die rechtlichen Bestimmungen von Google Maps hinweg, die aussagen, dass jede Aktion verzeichnet wird. Wir planen den Roadtrip nach Italien, laufen mit Roaming und Natel in der Tasche durch die Altstadt, laden ein Foto von uns in lockerer Pose, die Cinque Terre im Hintergrund, auf Insta hoch, im Kommentar ein frecher Hinweis auf die soeben begangene Geschwindigkeitsübertretung, und markieren den Aufenthaltsort der nächsten fünf Tage.
Wenn aber die Krankenzusatzversicherung über ein Formular wissen muss, ob risikoerhöhende Tatsachen, z.B. bei einem Karzinom, vorliegen, werden wir nervös. Die Migros weiss mittels Cumulus ganz genau, ob jemand in das Profil Budget oder Séléction passt, eine Familie hat oder allein ist, und könnte sogar aufgrund des üblichen Warenkorbes Aussagen machen über chronische Erkrankungen oder die noch ungeahnte Schwangerschaft – die passende Werbung flattert in den Briefkasten oder kommt via Mail. Tatsache ist, dass der digitale Austausch unumgänglich ist – es stellt sich die Frage: Wie gehen wir damit um und wer kümmert sich um all die Daten und Informationen über uns, auch wenn es jeder einzelne mit der Fürsorge in eigener Sache inkonsequent hält?
«Es ist interessant, wie viel die Menschen an einer Stelle preisgeben und wie bedroht sie sich an anderer Stelle fühlen.»
Neues Datenschutzgesetz in Arbeit
Das neue Datenschutzgesetz der Schweiz soll den veränderten technologischen und gesellschaftlichen Verhältnissen und damit einhergehenden Risiken gerecht werden: Mehr Daten, mehr Informationen, mehr Erkenntnisse durch Cloud Computing, Big Data, soziale Netzwerke und Künstliche Intelligenz. Es wird voraussichtlich Ende 2023 in Kraft treten. Damit soll die Selbstbestimmung der Menschen über ihre Daten gestärkt werden. «Selbstbestimmtes Handeln ist ein ehrenwertes Anliegen des Gesetzgebers, Menschen agieren aber irrational», sagt Thomas. Er prognostiziert, dass das Individuum noch mehr als heute überfordert sein wird, seine Rechte einzufordern und für sich einzustehen.
«Menschen sind bequem. Das dürfen sie auch sein. Würde sich jeder Mensch mit derselben Frage und demselben Problem beschäftigen, wäre das auch sehr ineffizient. Deshalb bin ich strikter Verfechter der unternehmerischen sozialen Verantwortung und plädiere dafür, dass grosse Unternehmen für das eintreten, was sie oft propagieren: einen Beitrag an die Gesellschaft zu leisten. Denn sie haben die Mittel und Möglichkeiten, mit gut ausgebildeten Mitarbeitenden die Zukunft aktiv mitzugestalten.» Es gibt sicher Unternehmen, die diesbezüglich in den Fokus rücken werden: «Facebook, Google, Amazon…, aber auch bei Helvetia und in den Verbänden und Gremien, in denen wir uns bewegen, ob das Economiesuisse, der SVV, die Swiss Digital Initiative oder die Swiss Data Alliance sind, in der ich selbst mitwirke, müssen und wollen wir einen Beitrag leisten», sagt Thomas.
Bei Helvetia funktioniert’s
Helvetia hat in den letzten Jahren viel in ihre Vision des datengetriebenen Unternehmens investiert. Das Daten-Bewusstsein ist an allen Ecken und Enden des Unternehmens gestiegen. Kundinnen und Kunden und Mitarbeitende dürfen darauf vertrauen, dass Helvetia sorgsam und verantwortungsbewusst mit Daten umgeht. Dafür setzen sich, neben dem Team der Fachstelle Datenschutz um den Datenschutzbeauftragten von Helvetia, die unterstützenden dezentralen Datenschutzdelegierten, neue Fachstellen, wie das Team Data Trust, und die zahlreichen operativ verantwortlichen Teams in allen Fach- und Supportbereichen von Helvetia tat- und schlagkräftig ein. Dass es bei uns funktioniert, beweisen die wenigen Kundenreklamationen und noch selteneren Vorfälle.
Was bringt die Zukunft?
Diskriminierung im Rahmen ihrer Möglichkeiten wird ein immer grösseres Thema werden: Welche Rückschlüsse können aus Daten gezogen werden, die womöglich auch zum persönlichen Nachteil gereichen? Wie ist damit umzugehen? Auch hier haben Thomas und der Datenschutz eine Antwort und nennen das «Recht auf menschliches Gehör», das Recht für betroffene Personen auf das Einwirken eines Menschen in eine Dunkelverarbeitung oder KI. Was immer die Zukunft der Datenbearbeitung bringt, es braucht multidisziplinäre Fähigkeiten in der Gesetzgebung und der innerbetrieblichen Umsetzung. Helvetia ist nicht nur bereit für die Zukunft, sondern ist – so spürt man – gedanklich schon mittendrin.
Thomas Neumeier, Leiter Fachstelle Datenschutz (rechts) und seine Mitarbeitenden Plamena Nencheva und Alexander Malatidis.
Amüsante Big-Data-Projekte weltweit
Glückliche Sprachen
Die Sprachen der Welt enthalten mehr positive Wörter als negative und sind für Glück empfänglicher. Die Neigung zum Erfreulichen haben Forscher durch die Analyse von 100’000 Wörtern in zehn Sprachen herausgefunden.
Thomas, wem würdest du gerne eine Frage stellen: Kim Kardashian, Achim Baumstark oder Boris Johnson? Und wie lautete sie?
Ich habe eine fundamentale Frage der Computerwissenschaft an Achim Baumstark, die auch viel über die Psyche aussagt: Findest du ebenfalls, dass Enter die beste Taste auf der Tastatur ist oder bist du eher der Delete- oder Feststelltasten-Typ?
Thomas Neumeier setzt sich mit den normativen und operativ praktischen Anforderungen des Datenschutzes und einer Good Data Governance auseinander. Berät, kontrolliert, sensibilisiert und gestaltet aktiv die Positionierung von Helvetia im Umgang mit Daten als Team- und Projektleiter. «In erster Linie sind mein Team und ich im Auftrag der Kundinnen und Kunden, sowie Mitarbeitenden im Einsatz.» Thomas beeinflusst die Geschicke von Helvetia seit 12 Jahren aus verschiedenen Gruppenfunktionen heraus. Er tauscht seine «Daten» am liebsten persönlich aus und freut sich, dass die Menschen sich ihm gerne anvertrauen. Wo sollten Daten und Informationen auch geschützter sein als beim Datenschützer von Helvetia?